Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub

Odenwälder Traumpfade
Auf den Spuren des römischen Landlebens –
Wanderung von Hassenroth nach Nieder-Kainsbach

Den nachfolgend beschriebenen, abwechslungsreichen und sehr schönen Wanderweg hat unsere Wanderführerin Karin Klober ausgesucht,
und unser Ortsverband des OWK ist auf diesem Weg am 06. November 2011, bei traumhaftem Wetter und herrlichen Herbstfarben gewandert.

Luxuriöses Landleben mit Fußbodenheizung

Auf einer kargen Hochebene zwischen den prägenden Flüssen des Kristallinen Odenwaldes, der Gersprenz und der Mümling, hatten es sich die Römer so richtig gemütlich gemacht. Ein wohlhabender Römer errichtete vor rund 1900 Jahren, unweit des heutigen Hummetroth, im Schutze des nahen Limes, die größte in Hessen bekannte Landvilla. Das heute „Haselburg“ genannte Anwesen bot so ziemlich alle Annehmlichkeiten die die römische Hochkultur berühmt machte. Der Kontrast konnte nicht größer sein: während auf der anderen Seite des Limes die Germanen zusammen mit ihrem Vieh in ihren typischen Langhäusern lebten, salbten sich die Römer mit Olivenöl und aalten sich in den Thermen eines großen Badegebäudes, dessen Fußböden mit Heißluft beheizt wurden. Der Speisesaal war groß genug, um die Mahlzeiten auf den typischen Speisesofas einzunehmen. Dieses Luxusleben dauerte freilich nur etwa 100 Jahre. Offensichtlich wurde es den Besitzern wegen der aufmüpfigen Germanen zu brenzlig, und sie gaben den feudalen Landsitz wieder auf; schweren Herzens, wie man vermuten darf.

Die Haselburg ist heute ein Freilichtmuseum, das natürlich auf unserem Wanderweg liegt, zumal sich von hier aus eine grandiose Fernsicht über den Vorderen Odenwald bietet. Man darf annehmen, dass es den geschichtlichen Erbauern hauptsächlich um die exponierte Lage ging, denn weder Landwirtschaft noch Bodenschätze lohnten sich hier.


Von Hassenroth zur Haselburg

Unsere Wanderung beginnt am Sportplatz in Hassenroth. Wir steigen über die Otzbergstraße hinab in den Ort und können uns zunächst nach den grün-weißen Radwegmarkierungen richten. Vorbei am Friedhof geht es zum Abzweig Ringstraße, an dem auf einer großen Infotafel der alte Römerweg „Hohe Straße“ erklärt wird. Wir biegen rechts in die Ringstraße und sofort darauf wieder links in die Straße „Zu den Birken“. Kaum hat man den Kindergarten und die letzten Häuser von Hassenroth hinter sich gelassen, überrascht schon der Blick, den die alten Römer wohl schätzten. Im Süden kann man bis zum Katzenbuckel sehen, und im Westen erblickt man die Hänge des Gersprenztals. Im Osten steht heute die Breuburg und oberhalb von Vielbrunn die großen Windkraftanlagen. Leider müssen wir die Aussicht ein wenig verlassen und nach Hummetroth absteigen, um an der Metzgerei links in Richtung Sportplatz abzubiegen. Nach dem überqueren der Landstraße L3106 erreichen wir kurz darauf die Haselburg, deren Besichtigung wir eine ganze Weile widmen sollten. Es sind nicht nur die Ausgrabungen sondern auch ein Modell der ganzen Anlage und sogar Rekonstruktionen in Originalgröße zu sehen.

An der römischen Villa HaselburgAn der römischen Villa Haselburg

Quer durch das Kinzigtal zur Böllsteinhöhe…

Wir folgen weiter dem eingeschlagenen Weg und richten uns zunächst nach dem Radweg „Bad König / Ober-Kinzig, genießen ein weiteres Mal die großzügige Weite der Landschaft und dürfen dabei nicht verpassen, an der Ruhebank rechts in Richtung des Friedhofs von Ober-Kinzig mit seinem weithin sichtbaren Glockenturm abzusteigen. Unten im Ort wenden wir uns nach links, folgen der Durchgangsstraße nach Mittel-Kinzig und steigen an der Volksbank den Rehweg rechts hinauf. Wenn wir einen Blick zurück auf die gegenüber liegende Talseite werfen, erkennen wir erst richtig die Wirkung des Friedhofturmes. Oben, am Waldrand, biegen wir zunächst scharf nach links um sofort danach halbrechts den Hohlweg hinauf zu steigen (Wegzeichen blaues Kreuz). Dieser führt nun ein kurzes Stück durch den Wald nach Birkert, vorbei am Bildstein, von dem erzählt wird, dass dort bei Nacht eine weiße Frau umherirrt. Das kleine Dorf liegt in einem geschützten Talkessel am Ende einer Stichstraße, was ihm eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt hat. Als Wanderer, der hier in leichtem Trecking-Outfit zum Vergnügen vorbei kommt, sollte man daran denken, dass noch bis vor etwa 100 Jahren die einheimischen Händler ihren Handkäse, Milch und Eier bis nach Darmstadt zum Markt trugen. Etwa in der Ortsmitte biegen wir nach rechts in die Pfälzer Straße ab und folgen dem Weg bis zur erstaunlich großen Grillhütte der freiwilligen Feuerwehr, wo wir uns halbrechts halten und durch ein schönes, mit Wiesen gesäumtes Tal, entlang dem Birkener Bach, weiter aufsteigen. Hier treffen wir wieder auf die Hohe Straße, von der aus wir auf die Berge links und rechts des Maintals und in den Spessart schauen können und folgen ihr weiter nach links in Richtung Böllstein. Kurz vor Erreichen der Alten Erbacher Straße K88 öffnet sich das Tal zu einem Durchblick über Brensbach, zur Moret bis hin zum Kraftwerk Staudinger. Nun müssen wir ein kurzes Stück auf der K88 zum Dorf Böllstein gehen, wo gleich zwei Biergärten auf Gäste warten (Wegzeichen BK1).

Blick auf Ober-Kainsbach und GumpersbergBlick auf Ober-Kainsbach und Gumpersberg

Blick auf den BöllsteinBlick auf den Böllstein

Weg oberhalb von Ober-KinzigWeg oberhalb von Ober-Kinzig

… und hinab ins Gersprenztal

Am Gasthaus „Zum Felsen“ halten wir uns rechts und folgen dem Rundweg 3 ins Dorf. Am Brünnchen von 1996 biegen wir erneut nach rechts ab in die Affhöllerbacher Straße, die kurz darauf links hinunter zieht. Hinter den letzten Häusern des Ortes, nach einem kurzem Gegenaufstieg, verlassen wir den Rundweg 3 in Richtung Affhöllerbach und richten uns nun nach dem Zeichen für den Rundweg 6. Sofort eröffnet sich die Aussicht über das Gersprenztal, die uns zwar beim Eintritt in den Wald wieder verwehrt wird, aber schon kurz darauf durch die Fernsicht über Affhöllerbach, Reinheim und Hundertmorgen bis zur Skyline von Frankfurt ersetzt wird. Wir schlendern weiter durch den Ort und steigen am Ortsende halblinks zum Höhenweg auf (gleichzeitig Rundweg 5). Von hier aus zeigt sich das Gersprenztal in seiner vollen Pracht. Unser Blick wandert über Hippelsbach und Hundertmorgen bis zum erloschenen Vulkan Roßberg. Wir folgen dem Rundweg weiter zum Naturparkplatz „Wildgehege“ im Tal des Stierbachs und weiter nach rechts hinab zum Ort Stierbach. Am Gasthaus „Zum Wilden Jäger“ überqueren wir die Landstraße L3260 und folgen dem Weg am Bach weiter nach Nieder-Kainsbach.

Blick auf BirkertBlick auf Birkert

Blick von oberhalb Affhöllerbach ins GersprenztalBlick von oberhalb Affhöllerbach ins Gersprenztal

Roßbergblick von Affhöllerbach ausRoßbergblick von Affhöllerbach aus

Autor: hjb

Streckenlänge: ca. 15 km, Gehzeit etwa 4 Stunden.
In der Summe sind etwa 400 Höhenmeter auf längeren und kürzeren Anstiegen zu überwinden.
Wegbeschaffenheit: Mit Ausnahme des Hohlweges sehr gut, für Kinderwagen und Mountainbikes geeignet. Der Hohlweg kann umgangen werden.
Karten: Blatt 2 „Nördlicher Vorderer Odenwald“ oder Blatt 4 „Rodensteiner Land“ und Blatt 6 „Mittlerer Odenwald“ der Serie „Naturpark Bergstraße-Odenwald“

Download der GPS-Daten: hasseroth-kainsbach.gpx und GPS-Track auf Open-Streetmap-Karte anschauen

Weitere Informationen erteilen gerne die Wanderwarte des OWK.