Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub


Wanderbuch 90 Jahre OWK Gr-Zi
(13) Vom Roßberg zum Rehberg

Weinberg? Gipfelkreuz? In Groß-Zimmern Fehl­anzeige. Doch lange suchen muss man nicht, um beides nah beieinander zu finden: In Roßdorf wächst der Wein auf dem Roßberg und vom Rehberg grüßt majestätisch das Gipfel­kreuz. Auf beide Höhen führt der Wander­vorschlag des Odenwald­klub Groß-Zimmern. Dass man bei dieser „Bergtour“ ins Schwitzen geraten kann, liegt auf der Hand. Aller­dings sind die Auf­stiege nie lange und das herrliche Panorama lässt die kleine Anstrengung schnell vergessen. Denn am Ende der Tour ist man zwar mit den Füßen „nur“ elf Kilometer gewandert, mit den Augen aber zu allen umliegenden Mittel­gebirgen in allen vier Himmels­richtungen.

Die Tour beginnt im Roßdörfer Wiesen­weg, von Groß-Zimmern kommend direkt hinter der Unter­führung links. Nach wenigen Metern wechselt man von der Straße links hoch auf den alten Bahn­damm. Über eine Brücke gelangt man in die Straße Am Weihers­brunnen und geradeaus hinaus aufs Feld. Über den Erbsen­bach hinweg erreicht man schließ­lich den Bergfuß des Roßbergs und folgt dem Pfad unterhalb des Basalt­bruchs nach rechts. Nach rund 400 Metern eröffnet sich ein Abzweig nach links. Das grün­gelbe Sechseck, das den fünf Kilometer langen Roßdörfer Geisen­wald­rundweg markiert, hilft den Abzweig zu finden. Nun beginnt der Aufstieg zum Roßberg. Zuerst über die Wiese, dann immer am Wald­rand entlang. Schon bald gesellen sich rechter Hand die Reben des Wein­guts Edling dazu und nach rund 400 Metern ist die Höhe mit den Ruhe­bänken erreicht. Von hier aus genießt man einen herrlichen Blick über Roßdorf und zum Rehberg gegenüber, dem letzten Etappenziel.

RossdorfWeinberg.jpgPanorama Roßdorf mit Weinberg

Vom Wein zur Eiche
Statt gleich den steilen Pfad hinab­zusteigen, bleiben wir noch für kurze Zeit auf der Höhe zwischen Basalt und Reben. Erst am Ende des Wein­bergs biegt man rechts ab und nimmt den steilen Pfad zwischen Feld und Reben hinunter. Aller­dings nur kurz. Dann führt ein Feld­weg nach links Richtung K 129. Doch noch ehe sie erreicht wird, wandert man im spitzen Winkel nach rechts und für kurze Zeit auf dem Schotter­weg entlang, dann folgt man der sanften Links­kurve und steuert mit Blick auf einen maroden Hoch­sitz das Feld­gehölz an. Der Weg um das Dickicht herum führt zu einer Kopf­weide. Dort heißt es links abbiegen und übers offene Feld den Kamm ansteuern. Schon auf dem Weg dorthin wird klar: Dort oben ist man nicht alleine. Groß und Klein, zu Fuß oder auf Rädern, ziehen wie die Figuren eines Scheren­schnitts in Reih und Glied über die Höhe. Warum der Weg so beliebt ist? Auf dem asphaltierten Rad­wander­weg liegt einem die Welt sozusagen zu Füßen und der Blick reicht so weit, wie es das Wetter und die Augen­kraft zulassen: im Ideal­fall vom Mainzer Berg bis zum Melibokus, von der Veste Otzberg bis zum Kraft­werk Groß-Krotzenburg.

Zügig führt der Weg nun zum Ober-Ramstädter Stadt­teil Eiche. Vorbei am Gelände des Amateur­funk-Clubs erreicht man die Weimarer Straße und schließ­lich einen Kinder­spiel­platz. Dort biegt man rechts auf den schmalen Pfad ein, der zur Siedler­gemein­schaft führt. Den Weg durch das Wohn­gebiet hindurch zeigt die Beschilderung für die Radler Richtung Darmstadt – Mühltal – Traisa. In der Breslauer Straße an den Glas­containern verlässt man diese Orientierungs­hilfe und überquert die L 3104. Jenseits der Straße führt ein unbefestigter Weg direkt am Wald­rand entlang. Nach knapp einem Kilometer wird die Rast­hütte des Odenwald­klubs Ober-Ramstadt mit dem schönen Namen Odenwald­blick erreicht. Spätestens hier oben wird deutlich, warum sich die Stadt mit Fug und Recht als Tor zum Odenwald bezeichnet.

Grandiose Fernsicht vom Rehberg
Direkt hinter der Hütte befindet sich der Wald­park­platz Kuh­fall­tor mit einer Fülle von Wander­zeichen. Wir orientieren uns am roten Quadrat und den Rund­weg­markierungen O1 und gelbe Drei, die uns nach rund 300 Metern auf dem breiten Forst­weg zur Ludwigs­eiche bringen. Das acht­eckige Gebäude vis-à-vis hätte bestimmt viel zu erzählen, wenn es des Redens mächtig wäre. Das „Heisje“, wie die Ober-Ramstädter sagen, diente wohl schon den Darmstädter Groß­herzögen als Jagdpavillon.

wandergruppe2a.jpg

Der abwechslungs­reiche Wander­weg schlängelt sich weiter durch den Wald. Orientierung gibt nun am besten die gelbe Drei, denn zuerst verabschiedet sich das rote Quadrat, dann auch der Rund­weg O1 nach links. Die gelbe Drei mündet schließlich in den legendären Kotelett­pfad, erkennbar an einem gelben V und markanten Holz­tafeln. Der Markierung folgend steigt man hinauf auf die Anhöhe Hunds­rück und erreicht schon bald den Wald­rand und eine Pferde­koppel. Nun geht es zuerst links, dann rechts und dann schnur­gerade auf der Höhe entlang. Kurz vor den ersten Häusern, wenn der R1 nach links abbiegt, wenden wir uns nach rechts und kurze Zeit später ist das mächtige Gipfel­kreuz zwischen den Bäumen unschwer auszu­machen. Errichtet haben es die Roß­dörfer aus Dank­barkeit, nachdem sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet über­standen hatten. Obwohl der Rehberg nur etwa 270 Meter hoch ist, bietet er eine grandiose Fern­sicht: Von den Hoch­häusern in Frank­furt und dem Feld­berg im Taunus, über den Spessart zum nörd­lichen und west­lichen Odenwald.

Nun geht es nur noch bergab. Rechts unter­halb des Gipfel­kreuzes führt ein Treppen­weg vorbei an einem Schieß­stand direkt in den Claudius­weg, dann nach links in den Traisaer­weg und schließ­lich nach rechts in den Blüten­weg. Am Ende dieses Weges stößt man auf den Erbsen­bach. Das idyllische Pfädchen zwischen Häusern und Bach leitet uns nun einen guten Kilometer durch Roßdorf hindurch. Erst an der Straße Am Rieds­bach verlassen wir den Bach und erreichen über den Bruch­wiesen­weg den Ausgangspunkt.

Infos:

Start und Ziel: Wiesenweg Roßdorf

Streckenlänge: 11 Kilometer, Abkürzung auf 7 Kilometer möglich: Dafür in Ober-Ramstadt Eiche dem Weg am Wald­rand bis zum Aussichts­punkt und dann dem Pfad hinter der ersten Baum­reihe bis zu einem breiten Querweg folgen. Dann geht es rechts hinunter ins Tal, vorbei an einem weiteren Aussichts­punkt und über den asphaltierten Zufahrts­weg des Römer­hofs hinweg. Am nächsten Querweg links, leicht ansteigend, kommt man zum bebauten Gebiet und weiter zum Erbsen­bach.

Anforderung: Die Wege sind gut begehbar, lediglich der Weg hinauf zum Roßberg kann ggfs. matschig und rutschig sein. Umleitung: am Erbsen­bach auf dem Asphaltweg bleiben und durch den Wein­berg aufsteigen.

Interessantes am Wegesrand:

Basalt und Wein in Roßdorf
Vulkanausbrüche vor mehr als 42 Millionen Jahre hinter­ließen den Roßberg. In seinem Inneren erstarrte Lava zu Basalt, der heute vor allem im Bau­wesen sehr begehrt ist. Auf seiner Ober­fläche herrschen dagegen gute Bedingungen für den Weinbau. Denn der Unter­grund aus Basalt speichert die Wärme der Sonne und die Löß- und Lehm­auflage bildet den optimalen Nähr­boden für die Rebe. Seit mehr als 70 Jahren baut die Familie Edling am West­hang Wein an.

Die Geschichte des Basalt­abbaus begann dagegen schon Ende des 18. Jahr­hunderts und nahm mit dem Bau der Odenwald­bahn bis Ober-Ramstadt ab 1870 Fahrt auf. Der industrielle Abbau durch die OHI (Oden­wälder Hart­stein-Industrie) blickt auf über 120 Jahre zurück. Die Tage des Basalt­abbaus in Roßdorf sind jedoch angezählt. Schon 2017 wurde das Brech­werk still­gelegt und danach die letzten Basalt­reste mit einer trans­portablen Brecher­anlage abgebaut. Die Fläche des Stein­bruchs nimmt heute eine Größe von rund 28 Fuß­ball­feldern ein. Das Betreten ist strikt verboten. Wer in den 120 Meter tiefen Stein­krater mit seinem türkis­blauen See blicken möchte, kann dies nur im Rahmen einer Führung tun, beispiels­weise durch den kultur­historischen Verein in Roßdorf. (www.khvr.de). In einigen Jahr­zehnten – so ist es geplant – wird nur noch ein Natur­denkmal aus Basalt­stein und ein Teich an den ehemaligen Stein­bruch am Ost­hang erinnern, Roßdorf jedoch über ein weiteres attraktives Frei­zeit­gelände verfügen.

Autorin Birgit Eisenlöffel
Basaltkunst.jpg

Gipfelkreuz_Rehberg.jpgGipfelkreuz auf dem RehbergRossdorf_ev-Kirche_Staudinger.jpgRossdorf, Blick auf die evangelische Kirche und Kraftwerk Staudinger am Horizont

GPS-Track zum Download: Download der Datei "Rossberg-Rehberg.gpx"
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Kartenausschnitt mit eingezeichneter WanderstreckeRossberg-Rehberg_Karte.jpg



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GeoPunkt Panorama